Syngnostik
Die Syngnostik ist ein zentraler Bestandteil der transkonnektiven Sozialen Arbeit. Der Begriff setzt sich aus den altgriechischen Wurzeln „syn“ (gemeinsam, zusammen) und „gnosis“ (Erkenntnis) zusammen und betont damit die Notwendigkeit einer kooperativen, vielperspektivischen Herangehensweise aller Formen der Diagnostik. Ursprünglich als „Synaptische Diagnostik“ bezeichnet, geht die Syngnostik über klassische diagnostische Konzepte hinaus. Sie zielt darauf ab, unterschiedliche Fachrichtungen nicht nur miteinander in den Dialog zu bringen, sondern methodisch zu verweben, um eine neue Qualität der Erkenntnis zu ermöglichen.
In der Praxis bedeutet dies eine bewusste Grenzüberschreitung: Medizinische, psychologische, psychiatrische und soziale Diagnostik werden nicht als getrennte Bereiche betrachtet, sondern als Teil eines fluiden, integrativen Prozesses. Syngnostik steht für eine diagnostische Haltung, die statische Kategorisierungen überwindet und stattdessen dynamische, kontextbezogene Perspektiven entwickelt. Damit wird die Gefahr von etikettierenden Persönlichkeitsdiagnosen reduziert, während gleichzeitig eine differenzierte, passgenaue Unterstützung für die betroffenen Menschen möglich wird.
Wissen statt Stigma
Damit löst sich eine große Sorge der Sozialen Arbeit in Wohlgefallen auf: die Angst vor Stigmatisierung und Schubladendenken durch Diagnosen. Ein einfaches Mittel hilft gegen diese weitverbreitete Sorge: Wissen.
Gut diagnostisch ausgebildete Sozialarbeitende werden befähigt, Arztbriefe und Krankenhausberichte zu lesen und für die tägliche Arbeit zu interpretieren. Dies ermöglicht eine transkonnektive Hypothesenbildung, die professionsübergreifend diskutiert werden kann – stets im Sinne der Klientinnen und Klienten.
Fehlendes Wissen über diagnostische Konzepte führt derzeit oft zu Unsicherheiten oder sogar zu einer übermäßigen Vermeidung von Begriffen, die als stigmatisierend empfunden werden könnten. Doch gerade diese Unsicherheit verstärkt ungewollt stereotype Annahmen und Vorurteile. Eine fundierte diagnostische Kompetenz hingegen schafft Klarheit, ermöglicht eine informierte Auseinandersetzung mit individuellen Bedarfen und erleichtert die Zusammenarbeit mit anderen Professionen. Wer weiß, was eine Diagnose bedeutet – und was nicht – wird sie nicht als Stigma, sondern als Werkzeug zur besseren Unterstützung verstehen.
Methodisches Prinzip
Die Syngnostik ist somit keine neue Disziplin im klassischen Sinne, sondern ein methodisches Prinzip: die bewusste Vernetzung, der kontinuierliche Austausch und die kritische Reflexion über disziplinäre Grenzen hinweg. Sie ist das erkenntnistheoretische Rückgrat der transkonnektiven Sozialen Arbeit.